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DIE PROTESTANTEN-KLÖSTER
DER
SIEBENTÄGER
IN
PENNSYLVANIEN.
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DIE PROTESTANTEN - KLÖSTER DUR SIEBENTÄGER IN
PENNSYLVANIEN.
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M Cumberland-Thale, an dem westlichen Abhange der Mont-
Alto-Kette liegen die letzten Ueberreste der seit anderthalb
Jahrhunderten gegründeten Deutschen Klöster der Einsamen
und Verlassenen im Absterben.
Zwei alte Frauen und ein Greis, ist Alles was übrig geblieben
von den einst so blühenden Gemeinschaften, und ehe noch das
19te Jahrhundert seinen Cyclus vollendet, werden auch diese
nach dem kleinen Gottesacker getragen, wo ihre Ordensbrüder
und Schwestern ruhen.
Für den Geschichtsforscher sowie den Theologen, haben diese
Klöster und ihre Geschichte ein eigenthümliches Interesse.Aus
den Deutschen Pietisten hervorgegangen, haben sie sich in den
damaligen Wildnissen Amerika's angepflanzt, und trotz der gros-
sen Ueberzahl der Schottisch-Iren, welche sich über das südwest-
liche Pennsylvanien verbreiteten und des amerikanisirenden Ein-
flusses der jüngeren Generationen, haben sie die Sprache und
Sitten der Germanen bis auf den heutigen Tag treu bewahrt; ihre
Literatur ist ein merkwürdiges Denkmal unermüdlichen Fleisses
und jener eigentümlichen Gedankenrichtungen ihrer Gründer.
Die Siebentäger, welchen die Klosterinsassen nominell ange-
hören, sind aus den Tunkern hervorgegangen und wir müssen
deshalb deren Anfang in der Entstehungsgeschichte der Tunker
suchen.
Gegen Ende des 17ten und irn Anfang des vorigen Jahrhun-
derts tauchten verschiedene Sekten in Europa auf, welche sich
von dem Verbande der bestehenden Kirchen lossagten und von
diesen als Schismatiker geächtet und verfolgt wurden.
In Deutschland, damals unter so vielen Herrschern, fanden die
Separatisten in mehreren kleinen Ecken ein Asyl, namentlich in
den Duodezländern der Grafen von Isenburg und Wittgenstein,
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wo im Jahre 1708 ein kleines Häuflein sich unter Alexander
Mack's Leitung verband,*) eine Gemeinschaft des Gewissens zu
gründen, um die Lehren Jesu Christi als eine liebe Bürde aufzu-
nehmen. Sie besiegelten ihren Bund durch dreimaliges Unter-
tauchen im Flüsschen. Eder in der Kühe Schwarzenau's, und dies
war der Anfang der Tunkergemeinden in Deutschland. Die
junge Gemeinschaft zählte bei ihrer Gründung nur fünf Männer
und drei Frauen, welche in kurzer Zeit vom Palatinat, dem
Schwabenlande und der Schweiz bedeutenden Zuwachs erhielten.
Ein hervorragendes Mitglied des Strassburger Stadtraths,
Michael Eckerlin, zog mit seiner ganzen Familie nach Schwar-
zenau, um sich in den Bund aufnehmen zu lassen, und drei seiner
Söhne waren später Mönche im Ephrata-Kloster.
Es waren kaum sieben Jahre verstrichen, als schon innere
Zwistigkeiten und Zerwürfnisse die junge Sekte zerrütteten. Ein
Zweig liess sich in Marienborn nieder und zog im Jahre 1715
nach dem toleranten Crefeld, von wo in 1719 zwei hundert Seelen
nach Pennsylvanien auswanderten und sich in der Kähe von
Germantown ansiedelten.
Die Mitglieder der Schwarzenaner Brüderschaft hatten sich
nach Friesland geflüchtet und kamen ebenfalls nach Pennsyl-
vanien, wo sie die Mühlbacher Ansiedelung im Susquehanna-
Thale gründeten, wo Conrad Beissel in die Gemeinschaft trat,
und im Jahre 1724 im Pequa-Bach getauft wurde.
Als Gründer der Sekte der Siebentüger und der Klöster der
Einsamen und Verlassenen, hat Beissel's Leben für uns ein be-
sonderes Interesse. Der jüngste von acht Kindern, wurde Con-
rad Beissel im März 1696 von reformirten Eltern in Eberbach
geboren, und da dieselben frühzeitig starben, als Waisenknabe er-
zogen; er erlernte das Bäckerhandwerk und war während seiner
Lehrjahre so lustig und lebensfroh wie seine Altersgenossen und
war stets mit seiner Geige bei den ländlichen Gelagen ein gern
gesehener Gast. Niemand ahnte damals, dass dieser junge Hand-
_______
*) Während meines Aufenthalts in Nova Scotia, lernte ich zwei Nachkommen Mack's, die
Gebrüder Thomas und Theophilus Mack, kennen, in deren Hause in Dalhousie ich die freund-
lichste Aufnahme fand und die Gelegenheit hatte, die Familientraditionen
mit den histori-
schen Ueberlieferungen zu vergleichen, die
Lehren Alexander's scheinen jedoch unter seinen
Nachkommen keinen festen Fuss gefasst zu haben.Thomas und seine Familie waren streng
gläubige Katholiken, während Theophilus ein radicaler Verehrer von Darwin und Ileckler war
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werker sich später zu jenem düstern Schwärmer entfalten werde,
der wie ein Stylit in der Wüste aus der Kirchengeschichte her-
vorragt.
Beissel veröffentlichte im Jahre 1725 eine Fingschrift, worin
or darthat, dass keine Autorität im Worte Gottes vorhanden sei,
welche den Christen das Recht gebe, den von Gott selbst bei der
Schöpfung eingesetzten Sabbath auf den Sonntag zu verschieben,
welche einen furchtbaren Sturm in der Mühlbacher Gemeinschaft
hervorrief, in Folge dessen sich Beissel von derselben zurückzog
und
in die Wildniss begab, wo er in der Nähe von Cocalico *) die
vom Eremiten Elimelech bisher bewohnte Klause bezog.
Beissel's Asyl blieb für längere Zeit ein Geheimniss und als
dasselbe zuletzt entdeckt wurde, zogen viele seiner Anhänger ihm
in die Wildniss nach, und bauten sich um die Klause des Ein-
siedlers an.
Das Cenobiten- oder Eremitenleben scheint gewissermassen mit
den Gedankenrichtungen der Pietisten verknüpft zu sein, welche
von Deutschland flohen, um ein Asyl in Amerika zu finden. An
den Ufern des Wissahickon und in Canegotshickon bauten ver-
schiedene ihre Klausen, worunter Leute von hervorragenden Ta-
lenten und gründlichem Wissen waren.
Mehrere Werke, welche in Ephrata gedruckt wurden, rühren
von den Federn dieser Klausner her.
Im Jahre 1728 wurde der siebeute Tag für den öffentlichen
Gottesdienst eingesetzt und ist von den Siebentägern bis auf den
heutigen Tag beibehalten, trotz der Geldbussen und Gefängniss-
strafen, welche die Obrigkeit von Zeit zu Zeit über verschiedene
Mitglieder verhängte, weil sie sich nicht befugt fühlten den
staatlichen Sonntag zu feiern.
Hier in seiner Klause schrieb Beissel das "Ehebüchlein" und
dichtete und componirte seine "Göttliche Lieb und Lobesgethöne,"
welche 1730 von Benjamin Franklin in Philadelphia gedruckt
wurden; sein "Vorspiel der neuen Welt," welches 200 Oetav-Sei-
ten umfasst, wurde in 1732 veröffentlicht und ebenfalls von
Franklin gedruckt.
In demselben Jahre wurde beschlossen das Klausnerleben mit
dem des Klosters zu vertauschen und die Ephrate-Gemeinschaft
______
*) Bedeutet in der Sprache der Delaware's: Schlangenhügel.
30
wurde im Mai 1733 gegründet, nachdem die ersten Gebäude
"Kedar" und
"Zion" für ihre Aufnahme auf dein Zionsberg
vollendet waren.
Auf der anstossenden Wiese wurde später das Schwesterhaus
"Saron" errichtet, dessen Nebenbau den Saal enthält, worin die
" Agapas" oder Liebesfeste abgehalten wurden.
Das Bruderbaus "Bethanien" steht in Verbindung mit dem
grossen Versammlungssaal, worin die ganze Gemeinschaft sich
zu öffentlichen Gottesdiensten versammelte. Die vom Alter ge-
dunkelten schweren Balken und die getäfelten Gallerien, welche
rings um den Saal angebracht sind, verleihen demselben ein dü-
steres Gepräge. Die Wände waren mit grossen Fracturschriften
und allegorischen Federzeichnungen verziert. Wenn wir uns
nun jene geisterhaften Gestalten dazudenken, wie die zur
Mitter-
nachtsstunde von
ihren Zellen kamen, um hier die Ankunft des
Weltrichters zu erwarten, so haben wir vor unseren Augen ein
Bild, welches uns das Leben der Ephrataner in seinen eigentüm-
lichsten Schattirungen vorführt.
Die weisse Ordenstracht der Capuziner wurde für beide Ge-
schlechter angenommen, welche für den Sommer aus baumwol-
lenen, und den Winter aus wollenen Stoffen bestand, die von den
Schwestern im Kloster gesponnen und gewebt wurden.
Die Lebensweise der "Einsamen" war eine äusserst frugale
Brod, Wasser und Gemüse bildeten ihre Nahrungeine Bretter-
bank mit einem Holzklotz für's Kopfkissen dienten als Nacht-
lager in der engen Zelle, und ein Schrank und Stundenglas voll-
endeten das Mobilar.*) Faulenzer wurden nicht geduldet, ein
jeder fand Arbeit, für die er sich am besten eignete. Statt Pferde
und Ochsen zogen die Brüder den Pflug um die steinigen Ab-
hänge urbar zu machen. Alle, welche in's Kloster eintraten,
nahmen Ordensnamen an. Bruder "Onesimus" (Israel Ecker-
lin) wurde als Prior eingesetzt, dem 12 Jahre später Bruder
"Saebey" (Johann Peter Miller, ein früherer reformirter Predi-
ger), im Amte folgte.
______
*) Ich hatte während meines Aufenthalts auf Snow Hill, ebenfalls den historischen Holz-
kloz
der Ephrataner als Kopfkissen, der aber in Hobelspähne verwandelt und mit
sauberer
Bettwäsche überzogen, ein recht bequemes Nachtlager bildete.
31
Conrad Beissel erhielt den Titel: "Vater"
welcher den Ordens-
namen "Friedsam" angenommen hatte, dem die Brüder später
das Prädicat "Gottrecht" zulegten.
Die Schule Ephratas wurde berühmt durch die Tüchtigkeit
ihrer Lehrer, und junge Leute von Philadelphia und Baltimore
zogen dort hin um sich auszubilden.
Ludwig Hacker gründete dort die erste Sonntagschule, ver-
muthlich in den Jahren 1739 oder 40, um den Kindern armer
Eltern, welche nicht im Stande waren die Schulen zu besuchen,
freien Unterricht zu ertheilen.
Im Jahre 1739 veröffentlichte Beissel seinen " Zionitischen
Weyrauchshügel," welcher von
Christoph Saur in Germantown
gedruckt wurde und 816 Seiten umfasst. Da es das erste Buch ist,
welches mit deutschen Buchstaben in Amerika gedruckt wurde,
sowie wegen der uniquen Sprachwendungen, welche im Titel vor-
kommen, gebe ich denselben im vollen Originaltext:
"Zionitischer Weyauchs Hügel, oder: Myrhen Berg. Worin-
nen allerley liebliches und wohlriechendes nach Apothekers
Kunst zubereitetes Rauchwerk zu finden. Bestehend in
allerley Liebes-Würkungen der in Gott geheiligten Seelen,
welche sich in vielen und mancherley geistlichen und lieb-
lichen Liedern ausgebildet. Als darinnen der letzte Ruf
zum Abendmahl des grossen Gottes auf unterschiedlichc
Weise trefflich ausgedrückt ist; Zum Dienst Der in dem
Abend-Ländischen Welt-Theil als bey dem Untergang der
Sonnen erweckten Kirche Gottes, und zu
ihrer Ermunter-
ung auf die mitternächtliche Zukunfft des Bräutigams ans
Licht gegeben."
Die Melodien wurden alle von Beissel componirt und die
meisten von ihm gedichtet; es sind nur zwei Gesänge darin,
deren Dichter authentisch nachgewiesen wurde. Es sind die Ge-
sänge auf der 465 und 66sten Seite: "Wenn mir das Creutz will
machen Schmerzen" und "Ich dringe ein in Jesu Liebe," welche
von Catherine Hoch herrühren, einer frommen, ehrwührdigen
Frau, welche in einem hohen Alter im Ephrata-Kloster starb.*)
________
*) Dr. Fahnestock nimmt an, dass von den 716 Gesängen, welche zum Theil in Druck oder
Manuscript in den Klostersammlungen vorhanden sind, 441 Gesänge von Beissel, 73 Gesänge
von den Brüdern im Kloster, 100 Gesänge von den Ordensschwestern und 112 Gesänge von
den Gemeindemitgliedern herrühren.
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Dem
Setzer, welcher den 400sten Gesang zu setzen hatte, fiel
der 37ste Vers auf, welcher im Originaltext lautet:
"Sehet, Sehet, Sehet an! "
" Sehet, Sehet an den Mann!''
"Der von Gott erkoren ist,''
"Der ist unser Gott und Christ!"
und fragte seinen Principal, ob er glaube, dass mehr als ein
Christus erschienen sei, worauf Saur erwiderte, wie er zu einer
solchen Idee komme, worauf jener auf die betreffenden Strophen
deutete und sagte, es schiene ihm als ob Conrad Beissel dieselben
auf sich selbst beziehe.
Auf Saur's briefliche Anfrage über den Sinn dieser Strophen,
antwortete Beissel, dass er ein Narr sei, welches den Buchdrucker
so erbosste, dass er eine Flugschrift veröffentlichte, worin er den
Gründer Ephratas schonungslos angriff;
unter Andern sagte
er, dass Beissel's Name die Nummer 666 enthalte
des Thieres
in der Offenbarung und dass derselbe von allen Planeten etwas
erhalten habe: "Seine Kraft von Mars, den Einfluss über Frauen
von der Venus und vom Mercur seine Comödianten-Künste."
Diesem Zufalle verdanken die Ephrata-Druckerei und Papier-
Mühle ihre Entstehung, welche bis zum amerikanischen Frei-
heitskriege in vollem Betriebe waren.
Während der Glanzperiode Ephratas wurde das Kloster öfters
von hervorragenden Persönlichkeiten besucht. Das "Chronicon
Ephrateuse" berichtet, dass mehrere von den königlichen Gouver-
neuren mit ihren Gefolgen dahin kamen und von den Brüdern
empfangen und bewirthet wurden; Leute wie die Eckerlins, Mil-
ler und Weisser waren wohl geeignet solche hohe Gäste würdig
zu empfangen.
Der königliche Gouverneur George Thomas besuchte Ephrata
in 1741 mit einem Gefolge von über zwanzig Reitern, unter wel-
chen sich viele hervorragende Persönlichkeiten aus Maryland und
Virginien befanden.
Als Nikolaus Ludwig, Graf von Zinzendorf, der Gründer der
Herrenhuter Kirche, nach Amerika kam, um, wie Fresenius in
seinen Nachrichten, Band III, Seite 715 berichtet, die Religionen
Teutscher Nation zu vereinen, besuchte derselbe das Ephrata-
Kloster, wo er von den Brüdern auf's freundlichste empfangen
33
wurde. Als des Grafen Wunsch,Beissel zu sehen, denselben von
den Brüdern überbracht wurde, antwortete jener, dass Zinzendorf
kein Wunder für ihn sei, so müsse der Graf, wenn er ihn sehen
wolle, wohl zu ihm kommen.
Der Graf war sprachlos vor Erstaunen über Beissel's anmassen-
des Betragen und verliess schweigend das Kloster
Die Chronik
fügt hinzu, dass die zwei grossen Kirchenlichter wie zufällig an
der Thür zusammenkamen, ohne sich je einander auf Erden zu
sehen.
Vermuthlich das erste Werk, welches in Ephrata gedruckt
wurde, erschien in 1745, worüber das Chronicon Ephrateuse auf
der 129sten Seite Folgendes berichtet:
"Ein Buch gegen die Herrenhuter, geschrieben auf Befehl des
Vorstehers von einem der Ephrata Brüder, mit einem Anhang
von dem Bruder Prior und einen Vortrag von Johannes IIilde-
brand, worin gezeigt wird, dass die Heirath der Grund des Falles
der Menschen war."
Dieses Buch erschien ebenfalls in der englischen Sprache, wo-
raus hervorgeht, dass die Druckerei sowohl mit lateinischen als
gothischen Typen versehen war.
Ferner erschienen in demselben Jahre:
"Die Regel und Richtschnur eines Streiters Jesu Christi" und
"Der Wandel eines Einsamen," beide von Israel Eckerlin.
Als Eckerlin später seines Amtes als Prior entsetzt wurde
und sich von der Brüderschaft lossagte, wurden die beiden Auf-
lagen des ersten Werkes, sowie alle anderen Schriften, welche von
Eckerlin's Feder herrührten auf Beissel's Befehl unterdrückt und
verbrannt.*)
Der Haupt-Titel, das Vorwort und der zweite Titel der Epis-
telsammlung erlitten dasselbe Schicksal.
Der zerstörte zweite Titel war auf der 59sten Seite der Original-
Ausgabe und las:
"Die Wiederherstellung der reinen Paradisischen Menschheit,
oder des Jungfräulichen Ebenbildes Gottes, welches in Adam's
Schlaf ist verblichen, und in Christi Leiden und Sterben wieder
auferweckt worden, vorgestellt in einer Sammlung geistlicher
und theosophischer Episteln.")
________________
*) Chronicon Ephrateuse, Seite 156.
) Dieses Werk umfasste 302 Quarta Seiten.
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Der erste Theil des " Zionitischen Stiffts" erschien ebenfalls
in 1745.
Die erste Gesangs-Sammlung, welche im Ephrata-Kloster ge-
druckt wurde, erschien im Jahre 1747 und das dazu gebrauchte
Papier wurde von den Brüdern in der Ephrata-Papiermühle an-
gefertigt.
Der Original-Titel dieser Sammlung ist:
"Das Gesaeng der einsamen und verlassenen Turtel-Taube,
nemlich der Christlichen Kirche, von einem Friedsamen und
nach der stillen Ewigkeit wallenden Pilger. Und nun zum Ge-
brauch der Einsamen und Verlassenen zu Zion gesammelt und
an's Licht gegeben." Ephrata, Druck der Brüderschaft im
Jahre 1747.*)
Die Beschreibung des Evangeliums Nicodemi erschien im
Jahre 1748 und enthält 88 Seiten in kleinem Format.
Der erste Theil der "Theosophischen Lectionen," welcher 432
Octav-Seiten enthält, erschien im Jahre 1752.
Der erste und zweite Theil von Bunyan's "Eines Christen
Reise nach der seeligen Ewigkeit," wurden von der Brüderschaft
in 1754 gedruckt und verlegt (544 Seiten in kleinem Format.)
Fraeme's "Scripture Instructions" wurden im Jahre 1754 von
der Londoner Ausgabe in 1713 nachgedruckt und enthielt 162
Seiten in kleinem Format.)
"Der Nachklang zum Gesang der einsamen Turtel-Taube"
erschien im Jahre 1755 und enthält 112 Octav-Seiten; und das
Bruderlied, welches im folgenden Jahre gedruckt wurde enthält
30 Octav-Seiten.
Magister Tobias Wagner's Abschiedsrede an seine lutherische
Gemeinden in Pennsylvanien und der Brief des Herrn Martin's
wurden in 1760 gedruckt.
Die Geisterseherei schien auch damals die Gemüther zu be-
wegen, wie aus einer Flugschrift hervorgeht, welche in 1761 in
Ephrata gedruckt wurde.
________________
*) Hiervon existiren mehrere Au flagen.
) Der Ladenpreis war 1 Shilling.
35
Im nächsten Jahre erschienen zwei Flugschriften :
"Es ist noch recht am End," und "Jetzt ist mein, vieler Schmerz,"
sowie eine vermehrte Ausgabe "Der Gesänge der einsamen Turtel-
Taube," welche mit einem groben Holzschnitt verziert ist, wahr-
scheinlich das Kunstwerk eines der Ephrata-Brüder.*)
Im Jahre 1763 erschien eine Deutsche Uebersetzung von
Barba's Metallurgie unter dem Titel: "Gründlicher Unterricht
von den Metallen, darinnen beschrieben wird, wie sie werden in
der Erden generirt; und was insgemein dabei findet. In zwei
Büchern. Vormals im Spanischen beschrieben durch Albars,
Alonzo, Barba, Pfarrherr zu St. Bernhard's Kirchspiel in der
Kaiserlichen Stadt Potosi in dem Königreich Peru in West In-
dien im Jahre 1664.
Hernach in das Englandische übersetzt
durch Edward, Graff von Sanpwich, Anno 1669, und nun um
seiner Vortrefflichkeit willen zum 1sten Male in's Hoch-Teutsche
übersetzt und zum Druck befördert, durch G. R. dieser Kunst
beflissenen." Ephrata: Gedruckt durch I. Franz Zeisiger. An-
no 1763. 198 Seiten, 12mo. und 1 Stich.
In demselben Jahre erschien : Anthony Beneyet's Werk über
die Sklavenfrage in deutscher Sprache. (107 Seiten.)
Mehrere Flugschriften kamen in 1764 von der Ephrata Presse.
Die Brüder in Canegotshikon veröffentlichten: Die Historia
des Apostolischen Kampffs
Zehen Bücher; wie sie der Abdias
anfänglich in der hebräischen Sprache beschrieben, Etropius
aber in's Griechische, und Julius Africanus in's Lateinische
übersetzt haben ; welchem dann Wolfgang Lazius ans alten Scri-
benten auch beigefüget hat, das Leben des Apostels Mathaei und
des heiligen Marci, Clementii, Cyprianii und Apollonaris ; nun-
mehr für einige unpassionierte Liebhaber der Wahrheit in's
Deutsche übersetzet; nebst etlichen merkwürdigen Reden Jesu,
die man zwar nicht in den Evangelien, aber bei andern bewährten
Scribenten findet. Auch der Marter-Geschichte der heiligen und
hochberühmten ersten Märtyrin und Apostolischen Jungfrau
"Thecla," vormals in Amsterdam, nun aber in Ephrata gedruckt
durch die Brüderschaft auf Kosten der Brüder in Canegotshikon
im Jahre 1764. 388 Seiten, 16mo.)
________________
*) TitelVorrede 4 Seiten. Text 329 Seiten nebst Inhaltsverzeichniss und Anhang.
) Der Anhang enthält 52 Seiten und führt folgenden Separat-Titei: "Des Jüngsten Nico-
demus Evangelium von unsere Meister's und Heyland's Jesu Christi Leyden und Auf-
erstehung."
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Die zweite Auflage des "Paradiesischen Wunderspiels" erschien
in 1766 und umfasst 472 Quarto-Seiten.
Die erste Ausgabe in 1754. hatte 214 Seiten ; die einzige Copie,
welche Hildeburn davon finden konnte, gehörte früher der
Schwester Barbara im Ephrata-Kloster und ist ein merkwürdiges
Exemplar. Die Seiten sind beinahe 14 Zoll lang und enthalten
in der Regel 6 Drucklinien mit Zwischenräumen von je 3 Zoll
zwischen jedem Linienpaar, welche mit Manuscript-Noten für
4 Stimmen ausgefüllt sind. Am Abschluss der musikalischen
Phrasen sind oft sehr geschmackvolle Arabesken, meistens Blu-
menverzierungen, angebracht.
Die Klöster enthalten viele prachtvoll ausgeführte Manuscripte.
In Ephrata befindet sich ein calligraphisches Musterbuch von
wahrhaft künstlerischer Schönheit die Buchstaben des einen
Alphabets sind 12 Zoll hoch und reich verziert.
Das Titelblatt trägt folgenden Vers:
"Des Christen A, B, C,
Ist Leiden, Dulden, Hoffen,
Wer dieses hat gelernt,
Der hat sein Ziel getroffen."
Ephrata, MDCCL.
Die besten Calligraphen waren die Ordensschwestern Iphigenia
und Anastasia
; die letztere war eine Schweizerin und trat als
junges Mädchen in's Kloster ein wo sie bedeutende Talente für
Musik und Zeichnen entwickelte; ihr Ordensname war anfäng-
lich Tabea.
Die junge Nonne hatte sich in einen jungen Deutschen, Na-
mens Daniel Scheibly, verliebt, und beschloss den Orden zu ver-
lassen um sich mit dem Gegenstand ihrer Liebe zu vereinen. An
dem Tage, als die Hochzeit stattfinden sollte, legte sie das weisse
Ordensgewand ab und nahm von den Schwestern Abschied; als
sie aber in Beissel's Klause eintrat, um Lebewohl zu sagen, da
brach sie zusammen, und erneuerte, in Thränen gebadet, ihr
Klostergelübde dieses Mal für immer.
Beissel verkündete, dass diese Thränen den Flecken des Ab-
falles rein gewaschen hätten und nannte sie von der Zeit an:
Anastasia die Auferstandene.
Am 6, Juli 1768 starb der Gründer Ephrata's, und wie seine
Grabschrift uns mittheilt im 52sten Jahre seines geistigen und
72 Jahre und 4 Monate seines natürlichen Lebens, woraus folgt,
37
dass er im März 1696 geboren wurde, und
nicht in 1690 oder 91,
wie verschiedene Verfasser irrthümlich berichten; demzufolge
datirte Beissel das Beginnen seines geistigen Lebens, nicht von
dem Tanfact im Pequa-Bach, sondern von seiner Hegeira in die
Wildniss.
Nach Beissel's Tode wurde Bruder "Saebey" (Johann Peter
Miller) zum Vorsteher Ephrata's erwählt und stand an der Spitze
des Ordens der "Einsamen" bis zu seinem Tode am 11. Septem-
ber 1796; seine Zeitgenossen geben ihm
das Zeugniss grosser Ge-
lehrsamkeit und Sittenreinheit.
Er übersetzte die amerikanische Unabhängigkeitserklärung in
sieben Sprachen und die amerikanische Philosophische Gesell-
schaft erwählte ihn als Mitglied.
Miller stand im steten Briefwechsel mit den hervorragendsten
Persönlichkeiten seiner Zeit, und Viele wallfahrteten nach dem
einsamen Ephrata, um ihn persönlich kennen zu lernen.
Seine wahrhafte Christenliebe tritt durch eine seiner Hand-
lungen, wahrend des amerikanischen Freiheitskrieges in's vollste
Licht.
Ein Gastwirth, Namens Michael Widmann, welcher in
der Nähe des Klosters wohnte, suchte bei jeder Gelegenheit seinen
früheren Prediger zu beleidigen, weil er aus der reformirten
Kirche ausgeschieden und sich den Ephratanern angeschlossen
hatte; er trieb es sogar einmal so weit seinen ehemaligen Seelen-
hirten öffentlich in's Gesicht zu speien.
Widmann wurde als englischer Spion eingefangen und sollte
gehenkt werden, als der alte ehrwürdige Vorsteher mit seinen
Ordensbrüdern in Washington's Hauptquartier ankam um Gnade
für den Verbrecher zu erflehen.
Washington sagte zu Miller, dass Widmann unbedingt ein in-
timer Freund von ihm sein müsse, da er den langen mühsamen
Weg zu Fuss gekommen sei, um dessen Lehen zu erflehen.
Nein Herr
war die Antwort
er ist mein Feind
der
einzige, den ich auf Erden habe.
Washington wurde durch Miller's Seelenadel so gerührt, dass
er Widmann's Freilassung auf der Stelle befahl.
Die folgenden Werke erschienen nach Beissel's Tode von der
Ephrata Presse: Gerhard Roosen's Christliches Gemüths Ge-
spräch
in Frag und Antwort für die ankommende
Jugend, wurde in 1769 gedruckt und enthält 168 Octav-Seiten.*)
________________
*) Die zweite Auflage erschien in 1770 und enthält 248 Duodez-Seiten.
38
Eine Gebetsammlung wurde in demselben Jahre herausgegeben
und umfasst 99 Seiten, 12mo. Der Amerikanische Calender für
1772, sowie der Christliche Calender für 1773 (?) wurden in
Ephrata gedruckt.
Inwendige Glaubens- und Liebes-Uebung einer Seelen gegen
Gott .
Parthenopolis (Ephrata) gedruckt Anno 1775, vor Jacob Kim-
mel, 80 Seiten, 16mo.
Zwei kleine Flugschriften, von je zwei Seiten, scheinen die letz-
ten Arbeiten zu sein, welche von der Ephrata Presse kamen, da
diese zu gleicher Zeit die einzigen schriftstellerischen Versuche
der Gründer der Snowhill Gemeinschaft sind welche im Druck
erschienen, so gebe ich die Titel derselben:
"Das Rabengeschrei" durch Bruder Andreas Schneeberger auf
Antetum 1776.
"Die Stimme der Turtel-Taube," durch Schwester Barbara
Schneeberger auf Antetum 1776.
Nach der Schlacht bei Brandywine am 11. September 1777
wurden 4 bis 500 Schwerverwundete nach Ephrata gebracht.
Mit patriotischer Opferfreudigkeit öffneten die "Einsamen"
die Thore des Klosters und waren unermüdlich in ihrem Bestre-
ben, die Wunden zu heilen, welche der Söldnerfeind geschlagen.
Die Schule, Druckerei und Papiermühle mussten ihre Thätig-
keit einstellen, da die Pflege ihrer Schutzbefohlenen Alle in An-
spruch nahm. Die literarische Thätigkeit
Ephrata's wurde einst-
weilen gelähmt, von der es sich nie wieder erholen sollte.
Vor der Schlacht bei Germantown wurde eine Streifcolonne
nach der Ephrata Papiermühle geschickt um Papier für Patronen
zu requiriren, da aber die Soldaten kein Papier vorfanden, so lu-
den sie drei Wagen voll mit Büchern und Manuscripten. Auf
diese Weise ging ein grosser Theil der literarischen Schatze
Ephrata's für die Nachwelt verloren.
Die Geister, welche durch ihren Feuereifer, Ephrata zum Ze-
nith emporzuschwingen wussten, hatten dem Naturgesetze ihren
Tribut gezahlt, und während ein freies Volk die junge Republik
mit Kanonendonner begrüsste, ging das altersschwache Ephrata
seiner langsamen Auflösung entgegen, welches als Klostergemein-
schaft nach dem Tode Miller's gänzlich erlosch.
Die Klostergebäude stehen jetzt fast verödet da und werden nur
noch von einigen alten Frauen besucht, welche der umliegenden
39
Gemeinde der Siebentäger angehören. Das alte Zion ist schon
dem Zahn der Zeit erlegen und musste vor einigen Jahren nieder-
gerissen werden.
Wir wenden nun unsere Schritte zu der jüngeren Schwester
Ephrata's, welche bis jetzt noch als Klostergemeinschaft existirt.
Im Jahre 1770 siedelten sich die Geschwister Schneeberger
an den Ufern des Nordarms des Antietam-Flusses an, wo sie bis
Ende des vorigen Jahrhunderts ein Zenobitenleben führten. Der
ältere Theil des Klostergebäudes wurde in 1800 vollendet, und
die Geschwister Schneeberger, Johann, Andreas, Elizabeth, Bar-
bara und Frönicke, sowie Peter Lehmann, welcher eine Schnee-
berger heirathete, wie die Chronic erzählt, um dadurch einen le-
galen Besitztitel der Ländereien zu erwerben, traten in das neu
gegründete Kloster ein. Peter Lehmann scheint das Geld für
den Bau des Klosters hergegeben zu haben, während die Schnee-
berger die Grundeigenthümer waren. Die Wittwe Catharine
Hoch und ihr Sohn Carl waren die ersten, welche nach Snowhill
kamen und in die neue Gemeinschaft eintraten.
Das Kloster wurde nach den Schneebergern "Snow Hill" ge-
nannt, ist aber unter dem Volksnamen "Nunnerei" allgemein
bekannt.
Das Klostergebäude ist von Backsteinen aufgeführt und ent-
hält abgesonderte Räumlichkeiten für die männlichen und weib-
lichen Insassen. In der Mitte des Gebäudes, im Erdgeschoss, be-
findet sich der geräumige Speisesaal und darüber der Saal, wo die
Morgen- und Abendandachten abgehalten wurden.
Unter dem Dachstuhl hatte Bruder Benjamin (Specht) sich
eine dunkle Kammer gebaut, um dort seine Andachtübungen
ungestört zu verrichten und wo er auch im 35. Altersjahre starb;
dieselbe wird jetzt zum Aufbewahren der Fleischvorräthe des
Klosters benutzt.
Die Erkerzellen sind alle leer, und der Bodenraum ist mit
Spinnrädern und Haspeln angefüllt.
Die Gemeinschaft, welche einst über vierzig Köpfe zählte ist
jetzt auf drei zusammengeschrumpft, von denen Bruder Obid
(Schneeberger) der Vorsteher der Vertrauensmänner ist, welche
die Umliegenschaften verwalten. Schwester Martha (Ritter) die
Priorin und Schwester Fior bilden die letzten Ueberreste der
Gemeinschaft.
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Grosse Obst- und Gemüsegärten, sowie die soliden Wirthschafts-
Gebäude, geben dem Kloster einen behaglichen Anstrich. Ein
Stück Wiesenland, durch welches sich der kleine Gebirgsbach
schlängelt und die Klostermühle treibt, streckt sich zwischen
den Klostergebäuden und der Gemeindekirche hin; die weiss ge-
tünchten Mauern der Kirche gegen den waldigen Hügelabhang,
and die schönen grossen Weiden am Rande des Baches, verleihen
dem Ganzen ein idyllisches Gepräge.
Dort in jenem Wäldchen war Dr. Fahnestock so oft ein ent-
zückter Lauscher, wenn die begeisterten Tüne der Beissel'schen
Musik an sein Ohr schlugen und in der stillen Abendluft ver-
hallten, welches er so reizend in seiner Geschichte von Ephrata
in 1835 beschrieb:
"Die Musik ist jetzt ganz verloren gegangen in Ephrata, wird
aber noch auf Snow Hill aufgeführt; verglichen mit dem alten
Chor in Ephrata ist jene wie eine Spieldose neben einem vollen
Orchester. Ihr Singen ist so eigenthümlich und hinreissend
dass es dem Hörer unvergesslich bleibt."
Ich hörte dieselbe einmal in Ephrata, wie ich noch sehr jung
war, als viele von dem alten Chor noch lebten und mit dem An-
tietum Chor zusammen kamen um zu üben.
Einige Jahre später hielt ich mich in der Nähe von Snow Hill
auf und hatte Gelegenheit die Sänger oft zu hören und deren
Leistungen zu beurtheilen.
An jedem Freitag Abend, der Anfang ihres Sabbaths, ritt ich
hinüber und blieb im kleinen Wäldchen ein ungesehener Zuhörer,
den die Musik bezauberte.
In jenen Tagen meiner Jugend erfüllten noch Mode, Vergnü-
gen und weltlicher Ehrgeiz meine ganze Brust, aber die Erha-
benheit ihres Gesanges zog mich unwillkürlich nach dem kleinen
Wäldchen, um diese Zaubertöne einzuschlürfen, welche meinen
Geist momentan in die Regionen des ewigen Friedens versetzten.
Die Sänger Ephrata's und Antietam's liegen in ihren Gräbern
und ihr Gesang ist verstummt. Die Abendlüfte unisäuseln Beis-
sel's Grab, und die Stimmen der Natur singen dem Tondichter
ein leises Requiem, der es so wohl verstand ihre aeolischen Ac-
corde in seinen begeisterten Gesängen wiederzugeben.
Es ist mir unvergesslich, als ich mich im Snowhill -
Kloster
einige Tage aufhielt und im Saale sass, in den alten Manuscrip-
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ten vertieft, als der Vorsteher und die Priorin, zwei Tom Alter
gebückte Gestalten, hereintraten. Ich las auf ihren Mienen einen
eigenthümlichen, feierlichen Ausdruck.
Die alte Priorin legte ihre Hand auf meine Schulter und sagte:
"Lieber Mann, bleib bei uns, und bringe mit deiner Geisteskraft
neues Leben in diese alten Räume."
Ich sagte dem Kloster und den lieben Alten ein herzliches
Lebewohl, womit ich ebenfalls meine Aufgabe vollende.
v. STAMP.
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